Applikationen: Thermische Analyse in der chemischen Industrie

Thermische Analyse als Schlüsseltechnologie

In der chemischen Industrie übernimmt die thermische Analyse zunehmend eine zentrale Funktion, da sie eine direkte Verbindung zwischen klassischen analytischen Verfahren und mechanischen Prüfmethoden schafft. Sie ermöglicht es, das thermische Verhalten von Rohstoffen, Zwischenprodukten und fertigen Formulierungen unter kontrollierten Bedingungen exakt zu bestimmen. Für Prozessentwickler, Forschungsabteilungen und Qualitätslabore bildet sie damit eine fundierte Entscheidungsgrundlage, um Reaktionen besser zu verstehen, Risiken zu minimieren und Prozesse sicherer und effizienter zu gestalten.

Ihre Relevanz ergibt sich auch aus ihrer Wirtschaftlichkeit: Thermische Analysegeräte sind im Vergleich zu anderen Prüfmethoden häufig kosteneffizienter in der Anschaffung, leicht automatisierbar und erfordern keine tiefgreifenden Spezialkenntnisse. Dadurch lassen sie sich problemlos in bestehende Laborlandschaften integrieren und ermöglichen eine kontinuierliche und reproduzierbare Prozessüberwachung.

Einsatzbereiche und analytische Möglichkeiten

Die thermische Analyse unterstützt nahezu alle Teilbereiche der modernen chemischen Industrie – von polymeren und petrochemischen Anwendungen über pharmazeutische Fragestellungen bis hin zur Katalyseforschung. In der Polymerchemie bietet sie beispielsweise wertvolle Einblicke in Vernetzungs- und Aushärtevorgänge, unterstützt das Design neuer Formulierungen und liefert Parameter für die Verarbeitungs- und Langzeitstabilität. In der pharmazeutischen Entwicklung ermöglicht sie die Bestimmung von Reinheit, Polymorphie und Zersetzungstemperaturen und ist damit essenziell für regulatorische Freigaben und Stabilitätsbewertungen.

Auch in Bereichen mit komplexeren Reaktionsmechanismen – etwa in der Petrochemie oder Katalyse – liefert die thermische Analyse entscheidende Daten. Sie zeigt auf, wann Katalysatoren aktiviert werden, wie sich Reaktionspfade verändern und welche thermischen Grenzen für einen sicheren Betrieb einzuhalten sind. Darüber hinaus lassen sich Verdampfungsverluste, Restlösemittelgehalte und Oxidationsprozesse präzise quantifizieren, was insbesondere für Prozessoptimierung und Sicherheitsbewertungen von Bedeutung ist.

Zentrale Fragestellungen in der chemischen Industrie

Mit der thermischen Analyse lassen sich eine Reihe zentraler Fragestellungen aus der chemischen Industrie präzise beantworten, darunter:

  • Wie verändern sich chemische Reaktionen unter erhöhtem Druck?

  • Wie reagiert ein Material auf unterschiedliche Gasatmosphären?

  • Bei welcher Temperatur wird ein Katalysator aktiv?

  • Verläuft ein Prozess bei steigenden Temperaturen weiterhin sicher?

  • Wird ein Schmelzvorgang durch eine beginnende Zersetzung überlagert?

Diese Fragestellungen lassen sich durch TGA-, DSC- und STA-Messungen strukturiert evaluieren. Dabei werden Schmelzpunkte, Glasübergänge, Phasenübergänge und Zersetzungspunkte ebenso erfasst wie kinetische Parameter, die Aufschluss über Aktivierungsenergien und Reaktionsgeschwindigkeiten geben. Auf dieser Basis entsteht ein umfassendes thermisches Profil, das das Verhalten eines Materials unter realen Prozessbedingungen zuverlässig abbildet.

Methodenspektrum und technologische Vorteile

Die thermische Analyse umfasst eine Reihe etablierter Verfahren, die ein breites Spektrum an Informationen liefern. Die Thermogravimetrie (TGA) ermöglicht die Untersuchung von Massenänderungen und liefert Aussagen zu Zersetzungsmechanismen, Oxidation, Rückständen oder Feuchtigkeitsanteilen. Die Dynamische Differenzkalorimetrie (DSC) identifiziert Schmelzen, Kristallisationen, Glasübergänge und Reaktionswärmen. In der simultanen Thermoanalyse (STA) werden beide Prinzipien zusammengeführt, sodass Massen- und Wärmeflussänderungen parallel und unter identischen Bedingungen erfasst werden – ein erheblicher Vorteil für die Genauigkeit und Interpretierbarkeit der Ergebnisse.

Ergänzende Technologien wie die Dilatometrie erlauben die Analyse der thermischen Ausdehnung von Polymeren oder Harzen, während Kopplungen mit MS- oder FTIR-Systemen die Identifikation freigesetzter Gase ermöglichen. Gemeinsam entsteht ein detailliertes thermisches Profil, das für die sichere Steuerung chemischer Prozesse von zentraler Bedeutung ist.

Praxisbeispiele aus der chemischen Industrie

Ein typischer Anwendungsfall ist die Bewertung von Katalysatoren. Um Aktivierungs- und Deaktivierungsprozesse besser zu verstehen, lassen sich TGA- und DSC-Messungen kombinieren. Dabei wird sichtbar, ab welcher Temperatur ein Katalysator seine Wirksamkeit entfaltet und ob unerwünschte Nebenprozesse wie Oxidationen oder Rückstände entstehen. Diese Daten sind entscheidend, um Produktionsparameter zu definieren und Reaktionswege sicher zu steuern.

Ein weiteres Beispiel findet sich in der Polymerentwicklung. Hier ermöglicht die thermische Analyse eine präzise Bewertung von Aushärtevorgängen, Vernetzungsreaktionen und Alterungsprozessen. Durch die Ermittlung der Reaktionskinetik lassen sich Produktionsprozesse effizienter gestalten, Energieeinsatz und Prozesszeiten optimieren und die Langzeitstabilität eines Materials zuverlässig vorhersagen.

Linseis Messtechnik als Grundlage für Prozesssicherheit und Innovation

Thermische Analysegeräte von Linseis arbeiten unter streng kontrollierten Temperaturen, Drücken und atmosphärischen Bedingungen. Sie gewährleisten reproduzierbare, belastbare Messergebnisse, die unmittelbar in die Entwicklung neuer Produkte, die Prozessoptimierung und die betriebliche Sicherheit einfließen. Ob in Forschungslaboren, Pilotanlagen oder der industriellen Produktion – sie liefern die Datenbasis, auf der chemische Prozesse effizienter, sicherer und wirtschaftlicher betrieben werden können.

Chemische Industrie

Applikationen – Organik / Anorganik