Table of Contents
PEEK (Polyetheretherketon) zählt zu den weltweit leistungsfähigsten Hochleistungskunststoffen und überzeugt durch seine außergewöhnliche Kombination aus mechanischer, thermischer und chemischer Beständigkeit. Dieses Material hat sich in anspruchsvollen Branchen wie der Luft- und Raumfahrt, der Medizintechnik sowie in der Automobil- und Elektronikindustrie als unverzichtbarer Allrounder etabliert. Die besonderen Eigenschaften machen PEEK zu einem Katalysator für die Entwicklung neuer generativer Fertigungsmethoden und zur zentralen Plattform in der Hochleistungspolymerforschung.
Strukturelle Grundlagen und Kristallinität
Das herausragende Eigenschaftsprofil von PEEK basiert maßgeblich auf seiner semi-kristallinen Struktur. Die Kristallit-Fraktionen bilden geordnete, dicht gepackte Bereiche in der amorphen Polymer-Matrix, was zu hoher mechanischer Festigkeit und Steifigkeit auch bei erhöhten Temperaturen, verbesserter chemischer Beständigkeit und geringer Wasseraufnahme führt. Der Grad der Kristallinität lässt sich durch Prozessparameter wie Abkühlrate oder Wärmebehandlung gezielt modulieren, wobei höhere Kristallinität die Festigkeits- und Barriereeigenschaften verstärkt, während amorphe Bereiche Flexibilität und Schlagzähigkeit verleihen.
Thermische Eigenschaften und Beständigkeit
Ein zentrales Alleinstellungsmerkmal von PEEK ist sein hoher Schmelzpunkt von rund 343 °C, der deutlich über dem klassischer Thermoplaste liegt. Dies ermöglicht dauerhaften Einsatz bei Temperaturen bis zu 250–260 °C mit kurzfristigen Belastungen darüber hinaus, thermische Sterilisierung und Dampfautoklavierung sowie den Einsatz in reaktionsintensiven Produktionsprozessen.
Die Glasübergangstemperatur (Tg) liegt bei etwa 143 °C, wobei das Material oberhalb dieser Temperatur zunehmend flexibel wird und unterhalb hart und formstabil bleibt. PEEK bleibt auch bei Dauerbelastung bis 260 °C dimensionsstabil ohne deutlichen Spannungsverlust oder thermische Degradation.
Chemische und mechanische Robustheit
PEEK zeichnet sich durch exzellente Beständigkeit in allen Bereichen aus: chemisch resistent gegenüber Säuren, Basen, organischen Lösungsmitteln und starken Oxidationsmitteln, UV-stabil mit hoher Alterungsbeständigkeit, mechanisch robust mit hoher Ermüdungsbeständigkeit und geringer Kerbempfindlichkeit sowie hydrolyse-beständig gegen heißes Wasser und Dampf. Diese Eigenschaften sind in aggressiven Einsatzszenarien wie Pumpen-, Ventil- oder Dichtungsbauteilen für chemische Prozesse, Offshore-Anlagen oder Hochtemperaturofenkomponenten unerlässlich.
Variantenvielfalt und Spezialisierung
PEEK existiert in zahlreichen Varianten: Standard-PEEK für allgemeine Anwendungen, glasfaser- und kohlefaserverstärkte Typen mit gesteigerter Zugfestigkeit und Steifigkeit, Spezialcopolymere der PAEK-Familie mit modifizierten Eigenschaften sowie Blends und Komposite mit keramischen, metallischen oder anderen polymeren Additiven für spezifische Anforderungen wie elektrische Leitfähigkeit oder Röntgenopazität.
Diese Variantendiversität erlaubt die gezielte Anpassung für individualisierte Anwendungen – vom Medizintechnikimplantat über Sensorgehäuse bis zu hochbelasteten Strukturkomponenten in der Luftfahrt.
Additive Fertigung und neue Möglichkeiten
In jüngster Zeit haben additive Fertigungsverfahren, insbesondere das 3D-Drucken mit PEEK, die Anwendungsmöglichkeiten dramatisch erweitert. 3D-gedruckte PEEK-Implantate eröffnen neue Horizonte für die patientenspezifische Medizintechnik durch komplexe Geometrien und kontrollierte Porosität direkt am Point-of-Care. Untersuchungen zeigen, dass „das Elastizitätsmodul kristalliner Proben im Vergleich zu amorphen Strukturen um bis zu 20 % steigt“ (Von M Mrówka et al., 2021).

Biomedizinische Innovationen
Der primäre Nachteil von PEEK in der Medizintechnik – seine Bioinertheit – wird durch innovative Oberflächenmodifikationen adressiert. Durch Plasma-Treatment, Lasern, chemische Funktionalisierung oder die Einbettung bioaktiver Füllstoffe können die biologischen Wechselwirkungen maßgeblich verbessert werden. Diese neuen Komposite fördern die Osteointegration und können antibakterielle Eigenschaften vermitteln (Nature, 2024).
Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektiven
Mit Blick auf die Nachhaltigkeit zeichnet sich PEEK durch lange Lebensdauer, Möglichkeiten zur Wiederaufbereitung und die Reduzierung von Wartungsaufwänden aufgrund seiner Robustheit aus. Dies ist besonders in Branchen relevant, die strenge regulatorische Anforderungen an Materialien für Medienkontakt, Biokompatibilität und Recycling stellen.
Fazit
PEEK ist mehr als ein Hochleistungs-Allrounder – es ist ein Innovationsmotor für extreme Anforderungen. Die Verbindung aus molekularer Vielfalt, funktionaler Anpassbarkeit und industrieller Relevanz macht PEEK zur zentralen Plattform in der Hochleistungspolymerforschung. Die Einordnung als vielseitiger Hochleistungspolymer beruht auf der Fähigkeit, Eigenschaften gezielt zu balancieren und anwendungsoptimiert zu gestalten, wodurch individuelle Lösungen für Laborforschung, industrielle Entwicklung und hochsicherheitsrelevanten Betrieb ermöglicht werden.
Quellenverzeichnis
Martínková, M., Zárybnická, L., Viani, A., Killinger, M., Mácová, P., Sedláček, T., Oralová, V., Klepárník, K., & Humpolíček, P. (2024). Polyetheretherketone bioactivity induced by farringtonite. Scientific Reports, 14, 12186. doi:10.1038/s41598-024-61941-3.
Dallal, S., Eslami, B., & Tiari, S. (2025). Recent advances in PEEK for biomedical applications: A comprehensive review of material properties, processing, and additive manufacturing. Polymers, 17(14), 1968. doi:10.3390/polym17141968. PMCID: PMC12300588.
Said, S. M., Chen, Z., & Li, D. (2023). High-performance polyetheretherketone (PEEK) and its composites: Comprehensive review of properties, engineering processing and multi-scale applications. Materials Today Chemistry, 28, 101293.
https://doi.org/10.1016/j.mtchem.2023.101293
Tennyson, R. C., & Pritchard, G. (2024). Polyetheretherketone (PEEK): An overview of key properties and applications. Journal of Polymer Science, 62(2), 377–401.
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/09540083251321081
Thomas, S., Visakh, P. M., & Mathew, A. P. (Eds.). (2012). High Performance Polymers and Engineering Plastics. Wiley. Kapitel: Polyetheretherketone: Structure, properties and applications.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/pat.5795
Von M Mrówka, M., Machoczek, T., Jurczyk, K., Joszko, K., Pankalla, M., Gzik, M., & Wolański, W. (2021). Mechanical, Chemical, and Processing Properties of PEEK Specimens Made by 3D Printing. Materials, 14(11), 2717.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8196800/ (PMC)
https://www.mdpi.com/1996-1944/14/11/2717 (MDPI)