Untersuchungen von Wasserstoffspeicherlösungen

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Warum Wasserstoff als Energiespeicher revolutionär ist

Wasserstoff besitzt mit 33,3 kWh/kg die höchste massenspezifische Energiedichte aller Kraftstoffe. Diese außergewöhnliche Eigenschaft macht ihn zum idealen Kandidaten für nachhaltige Mobilität und Energiespeicherung in der Energiewende. Doch die praktische Anwendung erfordert innovative Speicherlösungen, die sowohl sicher als auch effizient sind.

Konventionelle Wasserstoffspeicherung und ihre Grenzen

Die klassische Wasserstoffspeicherung erfolgt über zwei etablierte Verfahren, die beide erhebliche technische und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringen.

Kryogene Speicherung (Flüssigwasserstoff):

  • Temperatur: -253°C (20 K)
  • Dichte: 71 kg/m³
  • Energieverlust für Verflüssigung: 30% der gespeicherten Energie
  • Kontinuierliche Kühlung erforderlich
  • Hochspezialisierte Isolationssysteme notwendig
  • Hohe Betriebskosten durch permanenten Energieverbrauch

Druckgasspeicherung:

  • Speicherdruck: bis zu 700 bar
  • Energieverlust durch Kompression: ca. 12%
  • Schwere, druckfeste Behälter erforderlich
  • Reduzierte praktische Energiedichte durch Tankgewicht
  • Hohe Investitionskosten für Kompressionsanlagen

Gemeinsame Sicherheitsprobleme beider Verfahren:

Wasserstoff besitzt aufgrund seiner geringen Molekülgröße eine außergewöhnlich hohe Diffusionsrate und kann durch nahezu alle Materialien hindurchdringen. Da der Wasserstoff nicht chemisch gebunden ist, entstehen folgende Risiken:

  • Kontinuierliche Gasverluste durch Materialdiffusion
  • Unkontrollierte Gasfreisetzungen möglich
  • Explosionsgefahr bei 4-75% Wasserstoffkonzentration in der Luft
  • Schwer zu detektierende Leckagen (farb- und geruchlos)
  • Hohe Brenngeschwindigkeit erschwert Sicherheitsmaßnahmen

Sorptionsbasierte Speicherung mit MOFs und Metallhydriden

Metallorganische Gerüstverbindungen (MOFs), Metallhydride und Zeolith-Strukturen bieten einen alternativen Ansatz zur mechanischen Bindung von Wasserstoff durch Sorption. Diese Materialien reduzieren das Diffusionsrisiko erheblich und erhöhen die Sicherheit. Allerdings weisen die meisten Metallhydride ungünstige Metall-Wasserstoff-Verhältnisse und langsame Aufnahme- sowie Abgaberaten auf. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildet das Nickel-Metallhydrid-System, das aufgrund seiner erfolgreichen Anwendung in der Batterietechnologie bereits breite Akzeptanz für die Wasserstoffspeicherung gefunden hat.

LOHC-Technologie: Der Durchbruch in der Flüssigspeicherung

Liquid Organic Hydrogen Carriers (LOHCs) wie Dibenzyltoluol (DBT) revolutionieren die Wasserstoffspeicherung. Diese ungiftige, schwer entflammbare Flüssigkeit kann mit einem Rhodium-Katalysator bei moderaten Bedingungen von 200°C und 5 bar Wasserstoff aufnehmen. Das entstehende Peroxy-DBT speichert 600 Liter gasförmigen Wasserstoff pro Liter Flüssigkeit, was einer beeindruckenden Speicherkapazität von 2 kWh/kg entspricht. Die Freisetzung erfolgt bei 300°C und reduziertem Druck. LOHC-Systeme erreichen deutlich höhere Aufnahme- und Freisetzungsraten als feste Speicher und behalten gleichzeitig die Vorteile niedriger Diffusionsraten bei.

Chemische Wasserstoffspeicherung durch Molekülbindung

Die chemische Bindung von Wasserstoff an andere Moleküle bietet einen weiteren vielversprechenden Speicheransatz. Das bekannteste Beispiel ist die Haber-Bosch-Synthese, die jährlich über 200 Milliarden Tonnen Ammoniak produziert. Diese Reaktion erfolgt bei 450°C und 200 bar unter Verwendung von Eisenkatalysatoren und erreicht einen Energiegehalt von 5,2 kWh/kg, was einem Wirkungsgrad von 63% entspricht. Obwohl Ammoniak einfacher zu handhaben ist als gasförmiger Wasserstoff, bringt es die Nachteile von Toxizität und Korrosivität mit sich. Alternativ können andere Gase wie Methan durch Kohlevergasung synthetisiert werden, wobei Biomasse oder Holzkohle bei hohen Temperaturen mit Wasserdampf behandelt wird.

Analytische Methoden zur Charakterisierung von Speichermateriali

Die thermische Analyse ist das wichtigste Werkzeug zur Untersuchung von Wasserstoffspeichermaterialien. Mit gravimetrischen und volumetrischen Sorptionsanalysatoren, Hochdruck-Thermowaagen (TGA) und Differential Scanning Calorimetry (DSC) können Sorptions- und Desorptionsprozesse präzise charakterisiert werden. Diese Systeme ermöglichen die Bestimmung von Sorptions- und Desorptionswärme unter kontrollierten Bedingungen von Gasfluss, Druck und Vakuum. Besonders bei der Kohlevergasung ermöglichen Hochdruck-TG-DSC-Systeme die simultane Messung von Vergasungsgrad, Kohlenstoffgehalt und Reaktionswärme in einem einzigen Versuch.

Zukunftsperspektiven der Wasserstoffspeichertechnologie

Die Entwicklung effizienter Wasserstoffspeichertechnologien bleibt eine zentrale Herausforderung für die erfolgreiche Energiewende. LOHC-Systeme zeigen besonders vielversprechende Eigenschaften für mobile Anwendungen, während verbesserte Sorptionsmaterialien für stationäre Speicher optimiert werden. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Technologien wird entscheidend dafür sein, Wasserstoff als sauberen und praktikablen Energieträger der Zukunft zu etablieren und damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung zu leisten.

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